3 Fragen an Dipl.-Med. Lautzschmann

„Ich wünsche mir mehr Unterstützung bei der konservativen Behandlung“

Drei Fragen an: Dipl.-Med. Thomas Lautzschmann, den Chefarzt der neuen „Klinik für Orthopädische Akut-Medizin“ in Bad Endorf. Nach einem sechsmonatigen Strategieprozess hat die einstige Orthopädische Krankenhausabteilung (KHB) der Simssee Klinik Bad Endorf ihr Profil geschärft und sich neu ausgerichtet.

 

Redaktion: Herr Lautzschmann, die Simssee Klinik Bad Endorf hat Ende vergangenen Jahres in der Orthopädischen Krankenhausabteilung Ihrer Klinik einen Strategieprozess in die Wege geleitet. Warum wurde dieser gestartet und was sind die Weichen, die hierbei gestellt wurden?

Lautzschmann: Die Gründe waren vielfältig: Einerseits wollten wir die Außendarstellung unserer Abteilung optimieren. Während unseres intensiven Strategieprozesses sind wir daher auch zu der Entscheidung gekommen, uns ab sofort noch klarer als Akut-Abteilung zu positionieren und künftig unter dem neuen Namen ‚Klinik für Orthopädische Akut-Medizin’ aufzutreten. Ein Name, der uns im Übrigen auch eindeutig von unserer zweiten Abteilung, der ‚Orthopädisch-Unfallchirurgischen Rehabilitation’, abgrenzt.

Ein wichtiges Ziel war es außerdem, Maßnahmen zu entwickeln, wie wir in den verschiedenen Bereichen weiterhin qualifiziertes Personal für unsere Klinik bekommen.
Hiermit waren wir sehr erfolgreich und sind nun für unsere Akut-Klinik wieder sehr gut aufgestellt. Eine Entwicklung, die sich natürlich positiv auf die Qualität unserer Behandlung und somit auch auf die Zufriedenheit unserer Patienten auswirkt. Beides konnte nochmals verbessert werden, da wir nun nicht nur unsere Positionen im pflegerischen und therapeutischen Bereich, sondern sogar auch alle Ärztestellen wieder besetzt haben. Darauf sind wir sehr stolz, denn bundesweit gibt es schon seit längerer Zeit einen starken Wettbewerb nach gut ausgebildetem Personal.

Ergänzend hierzu haben wir unserer Klinik auch äußerlich einen ‚neuen Anstrich’ gegeben: Helle Farben an den Wänden und weitere räumliche Veränderungen sorgen nun für eine sehr einladende Atmosphäre. In anderen Worten: Der Strategieprozess und die Neuausrichtung unserer Klinik haben dazu geführt, dass sich unsere Patienten jetzt noch wohler fühlen können als früher.

 

Redaktion: Ein schönes Ergebnis für die 700 Patienten, die Sie jährlich in Ihrer Klinik für Orthopädische Akut-Medizin betreuen! Eine andere Frage zum Thema ANOA: Die Simssee Klinik Bad Endorf ist ja seit einigen Jahren Mitglied des ANOA Verbundes. Welche Rolle spielt diese Mitgliedschaft für Sie bei Ihrer täglichen Arbeit?

Lautzschmann: Die Mitgliedschaft in der ANOA spielt für uns eine ganz entscheidende Rolle. Ich persönlich habe 2013 in der Simssee Klinik Bad Endorf als leitender Oberarzt angefangen, unsere Akut-Abteilung aufzubauen. Von der ANOA habe ich damals das notwendige Werkzeug bekommen, um rentabel konservativ arbeiten zu können. Das gesamte Paket der konservativen Behandlung in einem Konzept, nämlich dem ANOA-Konzept, – vom Personalschlüssel bis zu den benötigten ‚Gewerken’ –  hat mir die perfekte Basis geliefert, um die Abteilung erfolgreich aufzubauen. Heute hilft uns die Mitgliedschaft natürlich auch in anderen Kontexten: Zum Beispiel, weil wir nicht als Einzelkämpfer, sondern im engen Schulterschluss mit den anderen 27 Kliniken auftreten und damit natürlich auch bei den Kostenträgern viel mehr bewirken.

 

Redaktion: Gibt es weitere konkrete Ziele, die Sie verfolgen bzw. Wünsche, die Ihnen am Herzen liegen? Was wünschen Sie sich beispielsweise für Ihre Klinik in den kommenden fünf Jahren?

Lautzschmann: Ziele und Wünsche, die gibt es definitiv! Ad hoc fallen mir gleich drei zentrale Dinge ein. Das Thema Kostenträger hatte ich ja bereits erwähnt. Von diesen würde ich mir in Zukunft mehr Interesse dahingehend wünschen, dass unser Tun und unsere nachhaltigen Erfolge näher betrachtet werden und wir mittelfristig mehr Unterstützung bei der konservativen Behandlung bekommen. Denn sicher ist doch: Die konservative Akut-Orthopädie ist sehr effektiv und es lassen sich mit ihr enorme Kosten sparen.

Abgesehen davon gibt es einen Punkt, der mir in unserem anderen Bereich, dem der Unfallchirurgisch-orthopädischen Frührehabilitation, sehr am Herzen liegt: Wir schließen hier mit unserem Angebot ganz eindeutig eine Versorgungslücke, die zwischen Intensivstation und Anschlussheilbehandlung besteht; denn bei uns können Patienten gut betreut und engmaschig kontrolliert werden, bis sie in der Lage sind, in die Reha zu gehen. Das Problem ist nur: Wir müssen Patienten oft entlassen, weil die weitere professionelle Betreuung nicht von den Kostenträgern übernommen wird. Da muss meines Erachtens die Politik aktiv werden; denn es besteht in diesem Bereich de facto eine riesige Versorgungslücke.

Mein dritter Wunsch bezieht sich wieder auf den Bereich der Schmerztherapie: Neben unserem Schwerpunkt, der Komplexbehandlung des Bewegungsapparates, werden wir uns künftig auf einen weiteren Bereich fokussieren – und zwar auf die spezielle Schmerztherapie. Um Ihre letzte Frage zu beantworten: Ich würde mir wünschen, dass wir diesen Bereich der speziellen Schmerztherapie, für den ich aufgrund der wachsenden Anzahl an Schmerzpatienten ein großes Potential sehe, im Laufe der nächsten fünf Jahre erfolgreich an unserer Klinik etablieren und somit vielen Patienten nachhaltig helfen können.

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Über ANOA
Die ANOA (Arbeitsgemeinschaft nicht operativer orthopädischer Akut-Kliniken) ist eine medizinisch-wissenschaftliche Vereinigung von mittlerweile 28 Akutkrankenhäusern, die im nicht operativen orthopädisch-unfallchirurgischen, manualmedizinischen und schmerztherapeutischen Bereich tätig sind. Patienten mit komplexen und multifaktoriellen Erkrankungen des Bewegungssystems sowie mit chronischen Schmerzerkrankungen benötigen multidisziplinäre und multimodale Diagnostik- und Therapiekonzepte. Im Mittelpunkt des ANOA-Konzeptes stehen daher individualisierte befundorientierte Behandlungen auf neuroorthopädischer Grundlage unter Einbeziehung manualmedizinisch-funktioneller, schmerzmedizinischer und psychotherapeutischer Methoden.

Die ANOA ist der Auffassung, dass nur im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung langfristig wirksame Therapiekonzepte umgesetzt werden können. Dazu hat die ANOA klinische Behandlungspfade mit besonderen Behandlungsschwerpunkten entwickelt. Das ANOA Konzept basiert auf den neuesten medizinischen Erkenntnissen und ist wissenschaftlich überprüft. Die Prozess- und Ergebnisqualität im ANOA Konzept wird kontinuierlich multizentrisch evaluiert. Mit dem 2016 entwickelten ANOA-Zertifikat können Kliniken ihre Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität nachweisen und sichern.

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