Dr. Eckart von Hirschhausen beleuchtet neue Wege aus der Schmerzspirale – ARD-Dokumentation zeigt Lösungen für chronische Schmerzen

von Lisa Gauch

Dr. Kay Niemier und Dr. Eckart von Hirschhausen, ©Bild: WDR / Bilderfest / Guido Rottmann

Berlin, 6. Oktober 2025 – Wie entsteht Schmerz? Was passiert im Gehirn bei chronischen Schmerzen? Wie schnell wird man von Schmerzmitteln abhängig? Und welche Wege führen wirklich hinaus aus der Schmerzspirale? Diese und weitere zentrale Fragen beleuchtet Dr. Eckart von Hirschhausen in der aktuellen ARD-Dokumentation „Hirschhausen und der Schmerz“. Die Reportage, die über die ARD-Mediathek zu sehen ist, macht deutlich, wie individuell, vielfach folgenschwer und zugleich gesellschaftlich relevant der Umgang mit Schmerzen und Schmerzmitteln heute ist. Zugleich werden Wege vorgestellt, wie Betroffene der Schmerzspirale entkommen und Lebensqualität zurückgewinnen können.

Schmerzmittel: Segen und Risiko

Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als 100 Millionen Packungen Schmerzmittel verkauft. Diese sollen Leid lindern, können auf Dauer jedoch selbst Krankheitsbilder oder Abhängigkeiten verursachen. Viele der frei verkäuflichen Präparate wie Diclofenac, Paracetamol oder ASS sind sogar mit Risiken für Organe wie Nieren und Leber verbunden – und führen bei Missbrauch mitunter zu lebenseinschneidenden oder tödlichen Folgen, wie Patientenbeispiele im Film erschütternd zeigen. Auch auf die verbreitete, oft fahrlässige Verschreibung von starken Schmerzmitteln (Opioiden) wird im Film hingewiesen.

Die Dokumentation schildert das Schicksal der Patientin Sybille, die nach jahrelanger Arthrose in eine schwere Opiat-Abhängigkeit geriet. Die LUP-Klinik in Hagenow, eine von 38 Mitgliedskliniken im Verbund der ANOA (Arbeitsgemeinschaft nicht operativer orthopädischer manualmedizinischer Akutkliniken), ist unter anderem spezialisiert darauf, Menschen zu helfen, die durch eine Übertherapie mit Schmerzmitteln unter Abhängigkeit und Organschäden leiden.

Multimodale Schmerztherapie als Ausweg

Als zentralen Lösungsansatz für Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen stellt die Dokumentation die multimodale Schmerztherapie nach dem ANOA-Konzept vor, wie sie im Schmerz- und Rückenzentrum des LUP Klinikum Helene von Bülow in Hagenow unter Leitung von Dr. Kay Niemier umgesetzt wird.

„Schmerzmitteln, die man frei kaufen kann in der Apotheke, sind eher giftig, können Nieren kaputt machen, Herzinfarkte beeinflussen, die Leber zerstören. Insofern würde ich eher glauben, dass diese Schmerzmittel rezeptfähig werden müssten. Und häufig helfen sie nicht einmal“, warnt Dr. Niemier eindringlich im Interview mit Hirschhausen.

Das Team am LUP Klinikum Helene von Bülow besteht aus Schmerztherapeuten, Psychotherapeuten, Physio- und Trainingstherapeuten sowie spezialisierten Pflegekräften und behandelt akut, wiederkehrend und chronisch Schmerzbetroffene interdisziplinär. Die zentrale Botschaft, die auch in der ARD-Dokumentation vermittelt wird, wird hier Tag für Tag erfolgreich angewandt: Schmerz findet im Kopf statt – und das Gehirn kann ein Leben lang lernen, neue Netzwerke zu bilden und Schmerz zu „verlernen“.

Dr. Kay Niemier: „Ein wichtiger Teil jeder multimodalen Schmerztherapie ist in der Tat neues Lernen – über den Schmerz, über mich selber, über Bewegung. Wenn ich aufhöre, etwas zu tun, dann kann ich es nach einer Weile nicht mehr. Auch Muskeln, Gelenke und Beweglichkeit müssen erhalten werden.“ Und das Gute: „Chronischer Schmerz muss nicht chronisch bleiben.“

Bewegung, Lebensstil und die 10-zu-20-Regel

Praxisnah stellt die Dokumentation zudem vor, wie gezielte Bewegung, soziale Unterstützung und ein bewusster Lebensstil zentrale Bausteine wirksamer Schmerzbewältigung sind. Dr. Eckart von Hirschhausen empfiehlt außerdem die „10-zu-20-Regel“ für Schmerzmittelgebrauch (maximal 10 Tage Einnahme, 20 Tage Pause pro Monat), um einer möglichen Abhängigkeit und den gesundheitlichen Risiken wirkungsvoll vorzubeugen.

Echte Perspektiven für mehr Lebensqualität

„Schmerz ist Teil des Lebens, aber kein Schicksal“, so das abschließende Fazit der Dokumentation. „Unser Gehirn kann Schmerz lernen – und auch wieder verlernen.“ Anschaulich wird beschrieben, wie Körper, Geist und Seele zusammenwirken und dass Zusammengehörigkeit, Freude und Bewegung oftmals bessere Mittel sind als Tabletten. Dr. Eckart von Hirschhausen macht deutlich: Neue Wege der Schmerzlinderung – insbesondere durch die multimodale Schmerztherapie – eröffnen Betroffenen echte Perspektiven für mehr Lebensqualität und Aktivität.

Die Dokumentation „Hirschhausen und der Schmerz“ ist eine Produktion im Auftrag des WDR für Das Erste und ab sofort in der ARD Mediathek verfügbar.

https://www.ardmediathek.de/video/hirschhausen/hirschhausen-und-der-schmerz/wdr/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLXNvcGhvcmEtOWU0NWJiMjgtZTg0NC00NWI5LTg3NTEtNDgwNGJmMmMzMjM0

Informationen über die Kliniken der ANOA finden Sie hier: www.anoa-kliniken.de

Foto: Dr. Kay Niemier und Dr. Eckart von Hirschhausen

Copyright: Bild: WDR / Bilderfest / Guido Rottmann

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