„Eine tolle Grundlage, um Patienten noch besser zu helfen“

von Lisa Gauch

Wir sprachen mit Tetiana Akulenko, die das erste Curriculum mit einem Zertifikat abgeschlossen hat, über ihre Erfahrungen und Eindrücke.

Foto: Sergii Chalenko.

Berlin, den 28. Februar 2020 Mit dem Ziel, die schmerzpsychotherapeutische Qualifikation von Psychologen und Psychologischen Psychotherapeuten in orthopädischen Fachkliniken nachhaltig zu fördern, hat die Arbeitsgemeinschaft nicht operativer orthopädischer manualmedizinischer Akut-Kliniken (ANOA) in Abstimmung mit der Deutschen Gesellschaft für Psychologische Schmerztherapie und –forschung (DGPSF) und weiteren schmerztherapeutischen Fachgesellschaften Ende 2018 ein neues Curriculum ins Leben gerufen. Schmerztherapeutische Fortbildungsinhalte werden in dem Curriculum mit den speziellen Erfordernissen multimodaler orthopädischer Komplexbehandlungen verbunden. Vor wenigen Wochen nun ist die Fortbildung mit 13 teilnehmenden Psychologen und Psychologischen Psychotherapeuten in die zweite Runde gestartet. Wir sprachen mit Tetiana Akulenko, die das erste Curriculum am vergangenen 15. September mit einem Zertifikat abgeschlossen hat, über ihre Erfahrungen und Eindrücke.

Frau Akulenko, Sie arbeiten als Psychologin in den Loreley Kliniken. Was hat Sie dazu bewogen, sich im Sommer 2018 für das Curriculum zur Speziellen Schmerzpsychotherapie anzumelden?

Tetiana Akulenko: Die Loreley Kliniken sind Mitglied der ANOA und arbeiten dementsprechend auch nach dem ANOA Konzept, bei dem die Psychodiagnostik und Psychotherapie integrale Bestandteile sind. Spezielle Kenntnisse im Bereich der Schmerzpsychotherapie sind für mich als Psychologin im beruflichen Kontext daher sehr wichtig, damit ich meinen Patienten nachhaltig helfen kann. Als ich im April 2017 frisch von der Uni zu den Loreley Kliniken kam, habe ich schnell festgestellt, dass mir in diesem spezifischen Bereich noch Wissen fehlte. Sicherlich ist es hilfreich, sich einzulesen und längere Zeit in der Schmerzpsychotherapie zu arbeiten. Doch all das kann eine nachhaltige Vermittlung von Fachwissen, wie sie eine gute Fortbildung bietet, nicht ersetzen. Das habe ich bald gemerkt und war daher gleich sehr interessiert, als ich von dem neuen Curriculum der ANOA erfuhr.

Und wie haben Sie das Curriculum mit seinen sechs Modulen erlebt? Hat es Ihre Erwartungen erfüllt?

Akulenko: In jedem Fall! Die Fortbildung war aus verschiedenen Gründen ausgesprochen wertvoll für mich. So habe ich einerseits von etwa 15 Fachpersonen, also Ärzten und Psychologischen Psychotherapeuten, die alle über herausragende Kompetenzen und praktische Erfahrungen in der Schmerztherapie verfügen, kompaktes, fachübergreifendes Wissen vermittelt bekommen. Sowohl mündlich als auch in Form von Studien, die Einblicke in den aktuellen Forschungsstand gewährten. Besonders eingeprägt hat sich mir das Modul zur Schmerzpsychotherapie bei Kopfschmerzen, bei dem wir sowohl die unterschiedlichen Typen von Kopfschmerzen als auch entsprechende Bewältigungsstrategien erlernt haben. Abgesehen von den inhaltlich meist sehr interessanten einzelnen Modulen während des Curriculums war für mich auch der dortige Erfahrungsaustausch mit teilnehmenden Kollegen bereichernd.

Seit dem Ende des Curriculums ist nun fast schon ein halbes Jahr vergangen. Wie sehen Sie Ihre Fortbildung im Nachhinein: Konnte das Erlernte Ihre Arbeit nach dem ANOA-Konzept verbessern?

Akulenko: Ich möchte es mal so formulieren: Für meine Arbeit ist es unglaublich wichtig, die biologischen und neurophysiologischen Schmerzprozesse zu kennen und zugleich auch zu wissen, wie diese Kenntnisse dem Patienten vermittelt werden können. Das Curriclum hat mir ganz klar geholfen, mein Schmerzverständnis zu vertiefen. Das wiederum hat mir die Sicherheit gegeben, den Patienten noch besser als früher für das eigene Krankheitsverständnis sensibilisieren zu können. Mit Hilfe des „Avoidance Endurance Modells“ beispielsweise kann ich Menschen, die ihren Schmerzerkrankungen nach dem Durchhaltemuster „Augen zu und durch“ begegnen, nun behutsam die Konsequenzen ihres Verhaltens aufzeigen und sie gezielt darin unterstützen, andere Ressourcen aufzubauen und Lösungen herauszuarbeiten.

Zudem wurde uns während des Curriculums auch noch einmal verdeutlicht, dass Patienten mit chronischen Schmerzen meist einen besonders hohen Leidensdruck haben. Viele sind durch lange erfolglose Behandlungen enttäuscht und  fühlen sich angesichts ihrer permanenten Schmerzen hilflos. Wer direkt von der Uni kommt, kann dies nicht unbedingt wissen.

Alles in allem kann ich daher sagen, dass ich dank dieser Fortbildung sowohl die Facetten der Speziellen Schmerzpsychotherapie als auch das ANOA-Konzept in der Tiefe kennengelernt habe. In meinen Augen eine tolle Grundlage, um Patienten nun noch besser und nachhaltiger helfen zu können.

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