ANOA startet mit drei großen Themen ins Jahr 2023
von Lisa Gauch
- PpUGV und PPR 2.0 werden als nicht zielführend und inadäquat abgelehnt
- Medizinisch-wissenschaftlichen Vereinigung unterbreitet Weiterbildungsangebot
- Teilstationäre Schmerztherapie auf der Agenda
Oberwesel, den 2. Januar 2023 Mit drei zentralen Themen auf der Agenda ist die Arbeitsgemeinschaft nicht operativer orthopädischer manualmedizinischer Akutkliniken (ANOA) am heutigen Montag ins neue Jahr 2023 gestartet. So wird die medizinisch-wissenschaftliche Vereinigung einerseits das umfangreiche Weiterbildungsangebot im multimodal-konservativen Bereich, über das ihre Mitgliedskliniken verfügen, in der Außenkommunikation stärker in den Fokus rücken. Ergänzend hierzu wird sich die ANOA, wie zuletzt auf ihrer Präsidiumssitzung im Dezember besprochen, im Jahresverlauf 2023 mit dem Thema der Erweiterung des multimodalen Spektrums auf die teilstationäre multimodale Behandlung im ANOA-Konzept beschäftigen. Als dritter wichtiger Punkt stehen die Pflegepersonaluntergrenzenverordnung (PpUGV) und die Pflegepersonalregelung (PPR 2.0) auf der Agenda. Sowohl die PpUGV als auch die PPR 2.0 werden von der ANOA als nicht zielführend und inadäquat für die Versorgung ihrer Patientenklientel abgelehnt. Der ersten Klage einer Mitgliedsklinik gegen die PpUGV 2021 wurde zuletzt zum Jahresende 2022 in allen Punkten stattgegeben.
Gerichtsentscheid ein großer Erfolg für die ANOA-Kliniken
Die Verhandlung mit Urteilsverkündung war am 10.10.2022. Das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) hat vier Wochen später fristgerecht Berufung gegen das erstinstanzliche Urteil des Sozialgerichts Karlsruhe eingelegt. Sobald die Berufungsbegründung – voraussichtlich im Frühjahr 2023 – vorliegt, kann die Klinik Stellung dagegen beziehen.
ANOA-Präsident Jan Holger Holtschmit: „Der Gerichtsentscheid zur aktuellen Klage der Rommel- Klinik ist ein großer Erfolg und ermutigt uns darin, im engen Schulterschluss mit unseren Mitgliedskliniken weiter gegen die PpUGV und die PPR 2.0 vorzugehen. Mehrere Häuser denken inzwischen darüber nach, nun ebenfalls den Klageweg zu beschreiten, denn eines ist für unsere konservativ arbeitenden Häuser ganz offensichtlich: Es ist schlichtweg nicht nachzuvollziehen, dass durch die Ausweitung des pflegesensitiven Bereiches operativ versorgte Patienten den konservativorthopädisch behandelten Patienten gleichgestellt werden. Zur Versorgung der größtenteils sehr selbstständigen Patientenklientel in den ANOA-Kliniken wird im Grundsatz kein ‚Mehr‘ an Pflege gebraucht.“ Ergänzend hierzu müsse der hohe Personalaufwand, den jede ANOA-Klinik insgesamt neben der Pflege im Bereich der Therapeuten und der Psychologischen Psychotherapeuten habe, in der PpUGV und der PPR 2.0 mit beachtet werden. „Fakt ist: Im Vergleich zu operativen Abteilungen verfügen unsere Kliniken letztendlich über mehr Personal am Patienten. Dem werden die PpUGV und die PPR 2.0 jedoch in keiner Weise gerecht.“
Expertin für Weiterbildungen im konservativen Bereich
Als ein weiteres zentrales Thema, will sich die ANOA im Jahresverlauf 2023 in ihrer Außenkommunikation stärker als Expertin für Weiterbildungen im konservativen Bereich positionieren.
„Operative Eingriffe an der Wirbelsäule gehören heute im Fach Orthopädie und Unfallchirurgie zum festen Repertoire jedes Arztes“, so Jan Holger Holtschmit. Doch nicht jeder wolle jahrelang operativ tätig sein, schließlich sähen mehr und mehr Assistenz- und Fachärzte die Zukunft in der konservativen Orthopädie. „Bis zu dreißig Prozent der Rückenpatienten behalten heute nach einer OP dauerhaft Schmerzen. Da liegt es auf der Hand, sich als Arzt irgendwann im Laufe der eigenen Karriere auch nach alternativen und nachhaltig erfolgreichen Methoden umzuschauen und darin weiterzubilden.“
Hier sieht die ANOA mit ihren 32 multimodal-konservativ arbeitenden Mitgliedskliniken ihre besondere Expertise und möchte daher das in den Häusern vorhandene große Spektrum an Möglichkeiten, akute und chronische Schmerzerkrankungen konservativ und mit nachhaltigem Erfolg zu behandeln, in Zukunft noch stärker in die Fachwelt tragen. Eine Liste sämtlicher Fort- und Weiterbildungsangebote – von der speziellen Schmerztherapie über die physikalische Therapie bis hin zur Rheumatologie – soll hierzu in den kommenden Wochen erstellt und veröffentlicht werden.
Gespräche über teilstationäre Therapieformen
Im Hinblick auf mögliche zukünftige Erfordernisse wird die ANOA weiterhin im Frühjahr 2023 einen Kriterienkatalog für die sektorale Abgrenzung zwischen dem vollstationären, teilstationären, rehabilitativen und ambulanten Bereich erarbeiten. Dieser kann den politischen Akteuren anschließend im Bedarfsfall vorgelegt werden.
Das Thema der Erweiterung des multimodalen Spektrums auf die teilstationäre multimodale Behandlung im ANOA-Konzept war bereits auf der Jahresversammlung der medizinisch-wissenschaftlichen Vereinigung am vergangenen 24. November in Bad Wildbad intensiv interdisziplinär diskutiert worden. Eine ANOA-interne Arbeitsgruppe hatte angeregt, teilstationäre Therapieformen ins Spektrum des ANOA-Konzeptes aufzunehmen. Gespräche hierzu sollen im Jahresverlauf 2023 fortgesetzt werden.
Dr. Jan Holger Holtschmit: „Übergeordnet wichtig ist, dass wir uns als ANOA in Zukunft noch stärker auf unsere Kernkompetenzen fokussieren: darauf, was wir gut können und darauf, was wir leisten können.“
Kontakt
Geschäftsstelle ANOA
Lisa Gauch
Hospitalgasse 11
55430 Oberwesel // Telefon: 06744/712-156
www.anoa-kliniken.de
Über ANOA
Die ANOA (Arbeitsgemeinschaft nicht operativer orthopädischer manualmedizinischer Akutkliniken) ist eine medizinisch-wissenschaftliche Vereinigung von mittlerweile 32 Akutkrankenhäusern, die im nicht operativen orthopädisch-unfallchirurgischen, manualmedizinischen und schmerztherapeutischen Bereich tätig sind. Patienten mit komplexen und multifaktoriellen Erkrankungen des Bewegungssystems sowie mit chronischen Schmerzerkrankungen benötigen multidisziplinäre und multimodale Diagnostik- und Therapiekonzepte. Im Mittelpunkt des ANOA-Konzeptes stehen daher individualisierte befundorientierte Behandlungen auf neuroorthopädischer Grundlage unter Einbeziehung manualmedizinisch-funktioneller, schmerzmedizinischer und psychotherapeutischer Methoden.
Die ANOA ist der Auffassung, dass nur im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung langfristig wirksame Therapiekonzepte umgesetzt werden können. Dazu hat die ANOA klinische Behandlungspfade mit besonderen Behandlungsschwerpunkten entwickelt. Das ANOA Konzept basiert auf den neuesten medizinischen Erkenntnissen und ist wissenschaftlich überprüft. Die Prozess- und Ergebnisqualität im ANOA Konzept wird kontinuierlich multizentrisch evaluiert. Mit dem 2016 entwickelten ANOA-Zertifikat können Kliniken ihre Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität nachweisen und sichern.
Bild Copyright: Rommel-Klinik