„Das neue Pfadsystem spiegelt die Realität in unseren 30 Kliniken wider“

von Lisa Gauch

Dr. Jan Holger Holtschmit, gibt Auskunft über die Optimierungen am ANOA-Konzept.

Foto: Sergii Chalenko.

Losheim am See, 1. März 2020 Seit nunmehr 100 Tagen wird die Arbeitsgemeinschaft nicht operativer orthopädischer manualmedizinischer Akut-Kliniken (ANOA) von einem neuen Präsidium gelenkt. Eine der ersten Maßnahmen der Präsidiumsmitglieder: die Überarbeitung des in den vergangenen 19 Jahren erprobten und sukzessive optimierten ANOA Konzeptes. Dr. Jan Holger Holtschmit, seit Ende November 2019 neuer Präsident der ANOA, gibt Auskunft über die Änderungen am Konzept.

Herr Dr. Holtschmit, die ANOA hat ihr Konzept, das deutschlandweit gut etabliert und inzwischen sogar zu einer wahren Marke geworden ist, zum Jahresbeginn überarbeitet. Was genau ist verändert worden und warum?

Zu unserem in der Tat sehr gut etablierten medizinischen Konzept muss an dieser Stelle gesagt werden, dass es seit Gründung der ANOA im Jahr 2002 kontinuierlich evaluiert und optimiert wurde. Jetzt, also zu einem Zeitpunkt, an dem die multimodale Komplexbehandlung am Bewegungssystem als Goldstandard in der Therapie von chronischen Rückenschmerzen betrachtet werden kann, gehen wir einen weiteren wichtigen Schritt: Und zwar soll das Pfadsystem, das ein wesentlicher Bestandteil des ANOA-Konzeptes ist, nun einerseits an die wissenschaftliche Aktualität angepasst und andererseits noch verständlicher gestaltet werden. Dies wird dadurch erreicht, dass wir die darin enthaltenen Pfade von vier auf drei verschlanken und dabei die spezifischen Grunderkrankungsformen in den Fokus rücken: die funktionelle Erkrankung des Bewegungssystems (OPS 8-977), chronische Schmerzstörungen mit somatischen und psychischen Faktoren (OPS 8-918) und

rheumatologische Komplexerkrankungen (OPS 8-983). Letztere haben wir ganz neu in das Konzept mit aufgenommen.

Bedingt durch dieses neu konzipierte Pfadsystem werden jetzt unterschiedliche Eingangskriterien in das ANOA-Konzept integriert. Ausgesprochen sinnvoll für unsere Arbeit am Patienten sind dabei die bei allen drei Pfaden vorhandenen großen Schnittmengen im Bereich der Diagnostik und der Therapie. Doch trotz dieser offensichtlichen Schnittmengen werden, wie bereits erwähnt, für jeden Patienten die Besonderheiten in Bezug auf sein Erkrankungsmuster separat betrachtet. Somit haben wir mit den drei genannten Pfaden ein sehr gutes System, das viele Möglichkeiten zulässt, eben weil wir damit jeden Patienten mit einem multimodalen Problem des Bewegungssystems hervorragend behandeln können. Oder anders gesagt: das neue Pfadsystem ist sehr praxisorientiert, da es die Realität in unseren 30 ANOA-Kliniken ausgesprochen sinnvoll widerspiegelt.

Ihre Fachgesellschaft ist mit dem ANOA-Konzept der größte Player im Bereich der stationären Schmerztherapie des Bewegungssystems und der multimodalen Komplexbehandlung im Bereich der Orthopädie. Somit wird eine Veränderung dieses Konzeptes sicherlich auch relevante Unteraufgaben für die ANOA nach sich ziehen. Welche wären das konkret?

Fundamental wichtig im Zuge des optimierten Konzeptes wird für uns die Erstellung eines Dokumentationsleitfadens sein; denn natürlich wollen wir und wollen unsere 30 ANOA-Kliniken hier von Beginn an MDK-konform vorgehen. Aus diesem Grunde muss für alle klar festgelegt sein: wie dokumentiere ich die neuen Strukturen? Insbesondere für kleinere Kliniken, in denen teilweise vielleicht noch die entsprechende Erfahrung fehlt oder beispielsweise auch für größere Kliniken, in denen neue Kollegen eingestellt werden und anfangen, erstmals nach dem ANOA-Konzept zu arbeiten, wird dieser Leitfaden sehr hilfreich sein. Natürlich ist er kein „Must“, sondern vielmehr ein Angebot an die Kliniken, damit zu arbeiten. Er kann bei Bedarf selbstverständlich auch an die Bedürfnisse jeder einzelnen Klinik angepasst werden. Im engen Zusammenhang mit der Dokumentation zu betrachten ist zudem das neue Einarbeitungskonzept, das wir als zweite wichtige Maßnahme in den kommenden Wochen als Hilfestellung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Kliniken erarbeiten werden.

Besten Dank für das Gespräch!

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