„Wir müssen wieder raus aus der Pandemie-Schwermut“

von Lisa Gauch

Das ANOA-Präsidium sieht 2022 als Chance für die Konservative Orthopädie. Copyright: KMT Hamm / Kottmann
  • Mehr und mehr Bundesbürger leiden unter Rückenschmerzen
  • ANOA-Präsident: nach zwei Jahren Corona schnell wieder aktiv werden
  • 5 einfache Tipps zum „Tag der Rückengesundheit“ am 15. März

Oberwesel, 14. März 2022 Immer mehr Bundesbürger leiden unter Rückenproblemen und der schmerzende Rücken ist inzwischen eine der häufigsten Ursachen für eine Krankmeldung am Arbeitsplatz. „Zwei Jahre Pandemie haben diese Entwicklung weiter verstärkt, wie Erfahrungen an unseren Mitgliedskliniken belegen“, sagt Dr. Jan Holger Holtschmit, Präsident der Arbeitsgemeinschaft nicht operativer orthopädischer manualmedizinischer Akutkliniken (ANOA) und Chefarzt der Abteilung für Konservative Orthopädie am Marienhaus Klinikum St. Wendel-Ottweiler. Die zentralen Ursachen aus Sicht des Mediziners, der in seiner Karriere mit seinem Klinik-Team rund 40.000 Patienten mit Rückenbeschwerden behandelt hat: die Arbeit im Homeoffice, die verstärkte Betreuung der Kinder in Quarantänezeiten, stressbedingte Erschöpfungszustände, Bewegungsmangel.

Anlässlich des „Tages der Rückengesundheit“ am morgigen Dienstag, 15. März, der vom ANOA-Verbund unterstützt wird, appelliert Holtschmit daher an jeden Einzelnen: „Wir müssen wieder raus aus der Pandemie-Schwermut, runter vom Sofa und aktiv werden.“ Nur so lasse sich verhindern, dass aus dem anfänglichen Ziehen im Rücken ein chronischer Schmerz entsteht und sich die „Volkskrankheit Rücken“ immer weiter ausbreite. „Viele unserer ANOA-Kliniken führen inzwischen Wartelisten“, so Orthopäde Holtschmit.

Der „Tag der Rückengesundheit“ ist eine Initiative des Bundesverbandes deutscher Rückenschulen e. V. und der Aktion Gesunder Rücken e. V. die breite Bevölkerung – u.a. im Rahmen einer digitalen Themenwoche der Rückengesundheit (14. bis 18. März 2022) – aufzuklären. Er findet jedes Jahr am 15. März statt.

Fünf einfache Tipps zum „Tag der Rückengesundheit“

Prävention wird auch in den 31 bundesweiten Mitgliedskliniken der ANOA großgeschrieben.  Seit nunmehr zwanzig Jahren ist der Verbund damit befasst, für Patientinnen und Patienten mit Schmerzen am Bewegungssystem passgenaue, individualisierte befundorientierte Komplexbehandlungen auf schmerzmedizinisch-neuroorthopädischer Grundlage anzubieten. Rund 350.000 Menschen wurden auf diese Weise nach dem ANOA-Konzept behandelt – unter Einbeziehung orthopädischer, manualmedizinisch-funktioneller, schmerzmedizinischer und psychotherapeutischer Methoden.

Die fünf Top-Tipps für die Vermeidung von Rückenschmerzen des ANOA-Präsidenten Holtschmit:

  • Bewegung

Bewegung ist ein wesentlicher Schlüssel für die Vermeidung von Rückenschmerzen. Die oft genannten „10.000 Schritte“ am Tag sind dabei eine gute Richtlinie. Doch auch andere Formen der Bewegung sind hilfreich für die Gesundheit: Schwimmen, Radfahren, Inlineskaten, Tanzen, Klettern – wichtig ist, sich eine niedrigschwellige Sportart zu suchen, die einfach in den Tagesablauf integriert werden kann und die mir Freude bereitet, damit ich sie dann auch regelmäßig betreibe. Denn nur dann ist meinem Rücken wirklich geholfen.

  • Rückenfreundliches Arbeiten

Beim langen Arbeiten am Schreibtisch wird die Wirbelsäule stark in Anspruch genommen. Daher ist es wichtig, dass auch der Arbeitsplatz zu Hause ergonomisch eingerichtet ist. Sowohl für Erwachsene im Homeoffice als auch für Kinder, die viel am Schreibtisch sitzen. In anderen Worten: Stuhl, Tisch, die Tastatur und der Bildschirm müssen an unsere Körpergröße angepasst bzw. optimal ausgerichtet sein. Zudem ist es ratsam, immer mal wieder die Sitzposition zu ändern, zwischendurch aufzustehen, sich zu strecken. Schmerzen im Rücken- oder Nackenbereich nach einem langen Homeoffice-Tag können auf diese Weise in der Regel vermieden werden.

  • Genügend Schlaf

Nicht nur für unser mentales Funktionieren, auch für die Rückengesundheit ist guter Schlaf sehr wichtig: Die Bandscheiben sowie die Rumpfmuskulatur benötigen diese Ruhephase zum Regenerieren. Wer wissen möchte, wie sehr die Bandscheiben im Tagesverlauf in Anspruch genommen werden, sollte sich einmal sowohl morgens als auch abends messen. Das Ergebnis: am Abend sind wir bis zu zwei Zentimeter kleiner als am Morgen; denn die Bandscheiben werden durch die Belastung im Laufe des Tages „ausgequetscht“ und flachen dadurch ab. Dank eines ruhigen und guten Schlafes können sich unsere Bandscheiben in der Nacht erholen und Flüssigkeit aufnehmen, wodurch wir dann wieder wachsen und am Morgen gut vorbereitet auf vor uns liegende Belastungen in den Tag starten können.

  • Stress vermeiden

Die Psyche spielt bei Rückenschmerzen oftmals eine entscheidende Rolle. Das berühmte negative Gedankenkarussell beispielsweise, das viele Menschen in den vergangenen zwei Jahren der Pandemie erfasst und gefangen gehalten hat, kann mit dafür verantwortlich sein, wenn die Erkrankung am Bewegungssystem chronisch wird. Daher ist es wichtig, frühzeitig eventuelle psychosoziale Ursachen abzuklären: Konsumiere ich zu viele negative Nachrichten auf dem Handy und lasse mich dadurch runterziehen? Gibt es viel Stress in der Familie? Welches Problem sitzt mir wortwörtlich „im Nacken“? Denn Stress wirkt wie Gift auf unseren Organismus und kann sich schnell durch Schmerzen im Rücken manifestieren.

  • Entspannung

Häufig lässt sich Stress im Alltag nicht vollständig vermeiden. Daher ist es hilfreich, regelmäßige Entspannungsphasen in den Alltag zu integrieren und auf diese Weise frühzeitig gegenzusteuern. Techniken zur Entspannung wie Yoga, autogenes Training oder die progressive Muskelentspannung sind dabei sehr hilfreich und lassen sich zudem nicht nur analog, sondern auch digital jederzeit erlernen: im Zoom-Unterricht, auf YouTube Videos oder mit Hilfe von Apps. Schlussendlich kann es aber noch einfacher sein, dem Alltagsstress zu entfliehen: ein Spaziergang im Wald macht den Kopf frei und wirkt zuweilen Wunder.

Informationen zum „Tag der Rückengesundheit“ unter: www.tdr.digital

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Kontakt

Geschäftsstelle ANOA, Lisa Gauch
Hospitalgasse 11
55430 Oberwesel // Telefon: 06744/712-156 info@anoa-kliniken.de www.anoa-kliniken.de

 

Über ANOA

Die ANOA (Arbeitsgemeinschaft nicht operativer orthopädischer manualmedizinischer Akutkliniken) ist eine medizinisch-wissenschaftliche Vereinigung von mittlerweile 31 Akutkrankenhäusern, die im nicht operativen orthopädisch-unfallchirurgischen, manualmedizinischen und schmerztherapeutischen Bereich tätig sind. Patienten mit komplexen und multifaktoriellen Erkrankungen des Bewegungssystems sowie mit chronischen Schmerzerkrankungen benötigen multidisziplinäre und multimodale Diagnostik- und Therapiekonzepte. Im Mittelpunkt des ANOA-Konzeptes stehen daher individualisierte befundorientierte Behandlungen auf neuroorthopädischer Grundlage unter Einbeziehung manualmedizinisch-funktioneller, schmerzmedizinischer und psychotherapeutischer Methoden.

Die ANOA ist der Auffassung, dass nur im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung langfristig wirksame Therapiekonzepte umgesetzt werden können. Dazu hat die ANOA klinische Behandlungspfade mit besonderen Behandlungsschwerpunkten entwickelt. Das ANOA Konzept basiert auf den neuesten medizinischen Erkenntnissen und ist wissenschaftlich überprüft. Die Prozess- und Ergebnisqualität im ANOA Konzept wird kontinuierlich multizentrisch evaluiert. Mit dem 2016 entwickelten ANOA-Zertifikat können Kliniken ihre Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität nachweisen und sichern.

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